Mutterkuhhaltung & Rinder
Xund & buschper
Auf den Rigi-Alpen leben Rinder, Mutterkühe und Kälber auf natürliche Art. Sie sind Tag und Nacht draussen auf der Weide. Wie ein Höhentraining bei einem Sportler oder einer Sportlerin stärkt ein Alpsommer die Muskulatur der Tiere. Durch diese natürliche Tierhaltung entstehen wertvolle Alpprodukte aus Milch und Fleisch.
Tiere im Alter von 6 bis 30 Monaten bezeichnet man als Rinder oder Jungvieh. Sie können männlich oder weiblich sein. Jeden Sommer ziehen rund 1800 Rinder auf die Rigi. Das ist für sie wie Ferien im Schlaraffenland, denn hier wachsen über 100 verschiedene Kräuter und Gräser. Das ist zehnmal mehr als im Tal. Der Grund für diese Vielfalt liegt unter anderem darin, dass:
- viele Kräuter besser mit den tieferen Temperaturen und den nährstoffärmeren Böden umgehen können als die schnellwachsenden Gräser.
- die Weiden auf der Alp seltener gemäht und weniger stark gedüngt werden, was den empfindlichen Kräutern besser behagt.
- die Sonneneinstrahlung intensiver ist und Kräuter viel Licht benötigen.
Natürliche Haltung
Auf der Alp fressen Rinder zwar abwechslungsreich, aber die ständige Futtersuche erfordert wache Sinne und viel Laufarbeit. Das Alpleben ermöglicht ihnen zudem Spiel und sozialen Kontakt. Manchmal gibt es auch Stress: Sie müssen Kälteeinbrüche, Hitze, Gewitter und zunehmend Grossraubtiere ertragen. Und Rangkämpfe werden ebenfalls ausgefochten.
Fitnessprogramm
Das Höhenklima und die viele Bewegung verändern die Gesundheit und Robustheit der Rinder messbar. Auf der Alp sinkt die Herzfrequenz und die Zahl der roten Blutkörperchen steigt an. Der Organismus passt sich dem relativen Sauerstoffmangel der dünnen Höhenluft an und stärkt das Skelettwachstum und die Muskulatur. Die Alpzeit wirkt sich für Jungtiere nachhaltig aus. Während des Sommers nehmen Rinder auf der Alp zwar weniger zu als Rinder im Tal. Doch zurück im Tal holen die gealpten Tiere den Rückstand schnell auf und erweisen sich als widerstandsfähiger.
Betreuung von Rindern
Älpler und Älplerinnen betreuen über den Sommer nicht nur ihre eigenen Tiere, sondern auch Jungvieh von anderen Betrieben. Zweimal täglich wandern sie die Alpweiden ab, um die Rinder zu zählen und zu kontrollieren, dass es ihnen gut geht. Diese Tätigkeit wird «Viehachten» genannt. Viehkennerinnen und Viehkenner können nach wenigen Wochen sämtliche Tiere auseinanderhalten und wissen, welche Gruppen sie bilden.
Mutterkuh und Kalb
Seit den 1990er-Jahren trifft man auf der Rigi auch Mutterkühe mit Kälbern. Bei der Mutterkuhhaltung bleibt das Kalb nach der Geburt bei der Mutter und ernährt sich zuerst nur von Muttermilch, später auch von Gras und Heu. Bei dieser natürlichen Haltungsform sind wachstumsfördernde Zusatzstoffe oder Soja verboten.
Respekt gegenüber Mutterkühen
Wie alle Mütter verteidigen Mutterkühe ihren Nachwuchs. Deshalb ist respektvolles Verhalten zum eigenen Schutz angezeigt. Hunde gehören an die Leine. Mutterkühe am besten im weiten Bogen umwandern. Nie den Kontakt zu Kälbern suchen. Sollte sich eine Herde von sich aus nähern, Ruhe bewahren und nicht den Rücken zukehren. Umzäunungen respektieren.