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Geologie

Steinalt. 

Obacht, Sie stehen auf 25 Millionen Jahre altem Gestein! Urflüsse formten Nagelfluh, Gebirge erhoben sich, Gletscher schmirgelten Seen. Noch heute erzählt die Rigi von ihren geologischen Abenteuern wie den Riginen, die ihr den Namen gaben.

  • Grüezi.

    Willkommen auf Rigi Kulm und dem Mythos Rigi Rundweg.

    Ich bin Ihre Rigi. Genau, DIE Rigi, nicht DER Rigi. Doch dazu später mehr.

     

    Ich bin alt, steinalt, 25 Millionen Jahre alt. Und ich bin aus Nagelfluh. Das kam so: 

    Vor 30 Millionen Jahren floss die Ur-Reuss durch die Ebene zwischen Mittelland und Alpen. Das Wasser schliff kantige Kalk- und Granitbrocken rund. Ton, Kalk, Kieselsäure und Eisen kitteten die kopfgrossen Kiesel zu Nagelfluhbänken. Diese bis zu 2 Meter mächtigen Bänke stapelten sich nach und nach aufeinander, nur durch eine dünne, weiche Mergelschicht voneinander getrennt. Die Bänke verwitterten im Laufe der Zeit, sodass heute die runden Steine wie Nagelköpfe gut sichtbar aus der Felsmasse herausragen.

    Doch das war erst mein Anfang: Unermüdlich drückten gewaltige tektonische Kräfte die subalpine Molasse in den Himmel. Und eines schönen Tages vor 25 Millionen Jahren schoben sich überall schiefgestellte Nagelfluhrippen als langgestreckte Höhenzüge aus dem Flachland. Einer dieser Höhenzüge bin ich, Ihre Rigi. Die aufgetürmten Nagelfluhrippen heissen Riginen. Sie merken: Riginen, Rigi? – Richtig! Deshalb heisse ich DIE Rigi. Somit ist auch dies ein für allemal geklärt.

    Meine Gesteinsgeschichte geht ziemlich kühl weiter, denn vor 200‘000 bis vor 11‘000 Jahren herrschten Eiszeiten. Meine Gipfel Kulm, Hochfluh und Gersauer/Vitznauer Stock blieben von den Eismassen verschont und ragten wie Inseln aus dem Eis.

     

    Bis zu einem Kilometer mächtige Gletscher formten den Vierwaldstätter-, Zuger- und Lauerzersee sowie viele weitere Seen, die Sie von Rigi Kulm aus sehen. Zudem liessen die Gletscher überall Rundhöcker, Schotter, Findlinge und Moränen zurück.

    Möchten Sie mehr über Eiszeit erfahren? – Ja? Dann empfehle ich Ihnen den Themenweg «Gletscherspur» auf der Seebodenalp oberhalb von Küssnacht. Dort können Sie noch heute einen riesigen, markanten Moränenwall sehen!

    Seit die Gletscher weg sind, erodiere ich leider unaufhaltsam. So sind in meinen Nagelfluhwänden rund ein Dutzend Höhlen entstanden. Die berühmteste dieser Balmen ist das Drachenloch am Vitznauer Stock, das Daheim des feuerspeienden Rigidrachen. Ab und zu soll der stachelbewehrte Lindwurm mit lautem Getöse über den Vierwaldstättersee zu seinem Artgenossen am Pilatus geflogen sein. Leider habe ich dieses Spektakel noch nie mit eigenen Augen gesehen.

    Mehr als ein Drittel meiner Oberfläche ist von Trümmern zahlloser Bergstürze bedeckt. Am berühmtesten ist der Goldauer Bergsturz. Langanhaltender Regen hatten die Mergelschichten zwischen den Nagelfluhrippen rutschig werden lassen. So donnerten am 2. September 1806 innert weniger Minuten 40 Millionen Kubikmeter Nagelfluh vom Rossberg vis-à-vis von mir eintausend Meter in die Tiefe auf das Dorf Goldau hinunter. Nur 200 der 700 Einwohnerinnen und Einwohner überlebten. Der Fels-Tsunami brandete rund 100 Meter meine nördliche Flanke hinauf.

    Auf einem Teil des Schuttgebiets befindet sich seit 1925 der international bekannte Goldauer Tierpark. In der Eingangshalle berichtet ein Bergsturz-Simulator in Echtzeit von der grössten historischen Naturkatastrophe der Schweiz.

    Ja, ja, in den vergangenen zwei Dutzend Jahrmilliönchen habe ich einige geologische Abenteuer erlebt. Sie haben mich geformt und zu dem gemacht, was ich heute bin: eine zwar steinalte, zugleich aber jung gebliebene Rigi, die viel zu erzählen hat.