Projekt SMART
Erneuerung Seilbahn
Die Pendelbahn Weggis-Rigi Kaltbad ist mit über 50 Jahren Betrieb am Ende ihrer technischen Lebensdauer angelangt. Die Konzession und Betriebsbewilligung wurde vom Bundesamt für Verkehr unter Auflagen letztmals um 5 Jahre bis im September 2027 verlängert. Die RIGI BAHNEN AG plant, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben und anhand des Berichts der Eidgenössischen Natur- und Heimatkommission (ENHK), eine Gondel-Umlaufbahn zu realisieren. Das Gondelbahn-Projekt vereint Zurückhaltung, Effizienz und Gästekomfort. Es stellt sicher, dass der Gemeindeteil Rigi Kaltbad nachhaltig ab Weggis erschlossen bleibt.
Im November 2022 haben die Weggiser Stimmbürger mit 77% Ja-Anteil dem Seilbahnkorridor sowie der Zonenplananpassung auf Rigi Kaltbad zugestimmt und damit die Voraussetzung für eine Erneuerung der Seilbahn geschaffen. Das Gondelbahnprojekt wurde anschliessend aufgrund des sich ständig veränderten Umfelds laufend weiterentwickelt. Unter anderem wurden Vorgaben der Behörden und Fachkommissionen aus den Stellungnahmen zum Vorabdossier in die Überarbeitung des Projekts übernommen und ins ausführliche Baueingabedossier eingearbeitet.
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Die Eidgenössische Natur- und Heimatkommission (ENHK) beurteilt das Gondelbahnprojekt Weggis-Rigi Kaltbad weiterhin positiv und bestätigt ihr Gutachten aus dem Jahr 2019. In der eingegebenen Baubewilligung (Plangenehmigungsverfahren) werden sämtliche Auflagen aus dem Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatkommission von 2019 erfüllt. Die geplante Gondelbahn mit 22 Kabinen verursacht gemäss ENHK lediglich eine leichte zusätzliche Beeinträchtigung des Bundesinventars für Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN-Objekt). Als «leichte Beeinträchtigung» werden Eingriffe eingestuft, die die Schutzziele nicht in Frage stellen. Die amtliche Expertise der ENHK hat sowohl für die Bewilligungsbehörden als auch für einen allfälligen Rechtsweg grosses Gewicht.
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Mit der Baueingabe im Juni 2023 startet das Plangenehmigungsverfahren (PGV) beim Bundesamt für Verkehr, welche als zentrale Behörde das Verfahren gemäss Seilbahngesetz koordiniert. Beim PGV werden durch Bundesämter und Kantone die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sowie die Voraussetzungen für die Erteilung der Konzession überprüft. Es müssen umfassende und konkrete Unterlagen zum geplanten Seilbahnprojekt eingereicht werden. Neben der Seilbahntechnik und der Architektur für die Tal- und Bergstation gehören unter anderem auch ein Umweltverträglichkeitsbericht sowie ein Mobilitätskonzept dazu.
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Die neue Gondelbahn erlaubt einen auf das Gästeaufkommen abgestimmten Betrieb. An frequenzstarken Tagen sind alle Gondeln im Einsatz, was ungefähr dem heutigen Dauerbetrieb der Pendelbahn entspricht. An frequenzarmen Tagen bzw. für die Erschliessungsfahrten zu Randzeiten ist ein Konvoibetrieb mit 3 talwärts und 3 bergwärts fahrenden Gondeln möglich, was dem heutigen Halbstundentakt der Pendelbahn gleichkommt.
TRANSPORTKAPAZITÄT
Die Rigi Bahnen haben im Rahmen des Planungsfortschritts entschieden, dass die Beförderungskapazität der neuen Gondelbahn gegenüber der bestehenden Pendelbahn von 650 auf 850 Personen pro Stunde erhöht wird. Auf die ursprünglich geplante und kommunizierte Erweiterungsmöglichkeit auf 1’200 Personen pro Stunde wird verzichtet. Unter anderem werden die Seilbahntechnik sowie die Gondel-Garage an der Talstation so ausgelegt, dass eine spätere Kapazitätserweiterung ausgeschlossen ist.
Mit der moderaten Erhöhung der Beförderungskapazität können die Wartezeiten an Hochfrequenztagen gezielt reduziert werden. Diese treten besonders auf an Wochenenden mit Hochnebel und im Winter, sobald die Sonne untergeht und die Gäste geballt die Talfahrt anstreben. An Hochfrequenztagen ist der Anteil der Schweizer Gäste bei über 90%. Insofern profitieren primär die Schweizer Gäste von einer Anpassung der Beförderungskapazität. -
Der Gästekomfort wird durch eine Gondelbahn stark verbessert. Die 22 Kabinen der neuen Gondelbahn verfügen je über zehn zeitlos elegante Holzsitze und einen hohen Anteil an gewölbten und reflexionsarmen Scheiben. In Anlehnung an die neuen Gelenktriebwagen der Rigi-Zahnradbahnen sowie die bestehenden weissen Luftseilbahnkabinen ist das filigrane Gehäuse der Gondeln in weisser Farbe geplant.
- Die Kabinen mit 10 Sitzplätzen ermöglichen jedem Fahrgast zu sitzen und die fantastische Aussicht auf den Vierwaldstättersee auch an hochfrequentierten Tagen zu geniessen. Bisher ist dies an frequenzstarken Tagen nicht möglich und die Gäste stehen dichtgedrängt ohne jeglichen Fahr- und Aussichtskomfort nebeneinander in der Kabine.
- Der Gondelbetrieb ermöglicht eine zeitunabhängige Nutzung der Bahn. Gäste können entspannt, ohne Zeitdruck und ohne vorgegebenen Fahrplan die Bahn nutzen.
- Um den Ein- und Ausstieg zu erleichtern, hält jede Gondel in den Stationen komplett an (Komfort Stopp). Der Einstieg erfolgt barrierefrei ohne Niveau-Unterschied. Dies kommt nicht nur Familien und älteren Gästen zugute, sondern stellt auch die Umsetzung der Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetz für einen barrierefreien Zugang sicher.
- Die neue Gondelbahn trägt dem Bedürfnis nach Abstand und Sicherheit Rechnung.
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Die Materialisierung der Berg und Talstation trägt zu einer harmonischen Einbettung in die Landschaft bei und basiert auf den Grundwerten Fels und Holz, welche die Rigi-Landschaft prägen. Mit dem hohen Anteil an Holz nimmt das Projekt die Gestaltungsempfehlungen der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) weiterhin auf. Die qualitätsvolle architektonische Gestaltung beruht auf dem Siegerprojekt «Luegisland» des Architekturbüros Graber&Steiger aus dem breitabgestützten Projektwettbewerb nach SIA 142. Das gestalterische und modular anpassungsfähige Konzept aus dem Siegerprojekt hat sich in der anspruchsvollen Weiterbearbeitung bewährt. Trotz umfassender Redimensionierung der Gebäude während der Planungsphase ist es den Luzerner Architekten zusammen mit der Bauherrschaft gelungen, die konzeptionell vorhandene hohe architektonische Qualität zu erhalten. Mit Photovoltaikanlagen auf den Stationsdächern kann bis zu 20% des Strombedarfs der Bahn gedeckt werden.
BERGSTATION
Die Bergstation ist eingebettet in eine von den Landschaftsarchitekten speziell auf Rigi Kaltbad abgestimmte Begrünung, welche Elemente eines alpinen Gartens und damit die Geschichte des Ortes aufnimmt. Das Flachdach der Station liegt tiefer als das Gibeldach des benachbarten Gebäudes «Résidence» und fügt sich damit gut ins Landschaftsbild ein. Durch das Absetzen der Station von der heute mit der Bergstation verbundenen Résidence profitieren die benachbarten Wohnungen neu von einer Schallentkopplung.
Zudem ist vorgesehen die Abwärme des Bahnantriebs konzentriert dem benachbarten Mineralbad zur Verfügung zu stellen. Diese kann damit bis zu 10% der benötigen Energie des Bads abdecken.
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Die Linienführung der neuen Gondelbahn bleibt auf der Seilachse der bestehenden Pendelbahn. Es werden an 11 Stützenstandorten total 13 Stützen errichtet, wovon 11 als Rohrstützen und zwei als Fachwerkstützen geplant sind. Für die hohe Stütze Nr. 3 unterhalb des Chilewaldes wurden verschiedene Ausgestaltungen geprüft. Im Austausch mit Fachleuten und Behörden kam die Bauherrschaft zum Entscheid, dass sich eine transparente Fachwerkstütze von allen Varianten am besten in die Landschaft eingliedert.
Mit einem geologischen Gutachten wurde der Einfluss des Projekts auf den Schutzwald detailliert abgeklärt. Die unabhängigen Experten stellen fest, dass die Gondelbahn keinen negativen Einfluss auf die Schutzfunktion des Waldes und somit auf den Siedlungsraum Weggis ausüben. Die Bäume in der Schneise oberhalb der Stütze 4 können sogar höher aufwachsen als bisher, da die Niederhaltung neu eine Bestandeshöhe von mindestens 5m zulässt. Die heutige Waldschneise wird beibehalten und nicht verbreitert. Temporäre Rodungsflächen für Baumassnahmen werden möglichst klein gehalten und nach Abschluss umgehend wieder bestockt. Permanente Rodungen bei den Stützenstandorten werden mit Ersatzaufforstungen vollständig kompensiert.
Es handelt sich bei der Gondelbahn grundsätzlich um einen Ersatzbau, welcher abgesehen von neuen und zusätzlichen Masten-Standorten keinen neuen Eingriff in die Landschaft der Rigi darstellt. Basierend auf dem unabhängigen Bericht der Eidgenössischen Kommission für Natur- und Heimatschutz (ENHK) wird der Landschaftscharakter und die Authentizität der Landschaft nicht wesentlich verändert. Aus Sicht der ENHK wird die Gesamtansicht der Silhouette der Berglandschaft durch die Tieferlegung der Seile und insbesondere dem Rückbau der heutigen Betonmasten verbessert. -
NACHHALTIGKEIT IM BETRIEB
Mit Photovoltaikanlagen auf den Stationsdächern kann bis zu 20% des Strombedarfs der Bahn gedeckt werden. Zudem ist vorgesehen die Abwärme des Bahnantriebs konzentriert dem benachbarten Mineralbad zur Verfügung zu stellen. Diese kann bis zu 10% der benötigen Energie des Bads abdecken.
LÄRMOPTIMIERTER ANTRIEB
Der lärm- und energieoptimierte Bahnantrieb der Garaventa AG ist optimal auf einen Einsatz zwischen Weggis und Rigi Kaltbad ausgelegt. Das Konzept «D-Line» wurde entwickelt für Umlaufbahnen in urbanen Gebieten und ist mit neu entwickelten kuppelbaren Klemmen, gelenkig gelagerten Stationen und einem Unterflurantrieb der Benchmark für geringe Lärmemissionen. Fachplaner haben die Gebäude zusammen mit den Architekten so optimiert, dass alle gesetzlich vorgeschriebenen Werte eingehalten werden.
NACHHALTIGKEIT IM BAU
Für den Bau der Stützenfundamente im schwer zugänglichen Gelände ist ein Unterlast-Transportsystem mit der bestehenden Luftseilbahn geplant. Damit können Helikopterflüge für Materialtransporte und temporäre Baupisten reduziert werden. Zur weiteren Reduktion der Transporte und zur Wiederverwertung der mineralischen Bauabfälle, wird mit dem Betonabbruch der alten Stationen und Stützen Recyclingbeton hergestellt und wieder verbaut.
NACHHALTIGES MOBILITÄTSKONZEPT
Im Austausch mit den Behörden wird ein nachhaltiges Mobilitätskonzept erarbeitet. Es ist ein Parkleitsystem mit bestehenden Überlaufparkplätzen im Gebiet Weiher in Kombination mit einem Shuttleservice zur Talstation geplant. Dies soll den Suchverkehr im Dorf an den frequenzstärksten Tagen des Jahres klar verringern. Die Parkplätze bei der Talstation werden mit dem Neubauprojekt von heute 265 fixen Parkfeldern auf 221 Felder reduziert.
Den Bedürfnissen nach optimaler Anbindung an den öffentlichen Verkehr als auch der Transformation des Individualverkehrs wird Rechnung getragen. So betreibt die Gemeinde Weggis ab April 2023 einen dreijährigen Pilotversuch mit einem erweiterten und neu elektrischen Ortsbus, der kostenlos genutzt werden kann.